Chlüserath den 25ten September 1861
Liebe Schwester Sara!
Obgleich Du mich noch nicht einmal eines Grußeß gewürdigt hast, so kann ich doch nicht anderst als diesen Brief an Dich angehen zu laßen welcher Dir auch zugleich als Antwort dienen soll auf Dein an die l. Eltern gerichtetes Schr. Die l. Mutter u. ich waren fest gesonnen Euch zu besuchen aber du hast uns derart abgeschreckt daß wir alle Lust verloren. Schreibe uns gleich ob die Krankheit noch so schlimm herscht in Bmhldm (Baumholder) Nehme Dich nur in Acht und gehe in kein Haus wo dieselbe ist. Auch sollst Du uns mittheilen ob die Trauben gut angekommen sind u. wie das Befinden der l. Tante ist. Wir haben alle fest auf Deinen Besuch hier gewartet u. ich um so mehr weil ich glaubte wenn Du mich hier mißtest würdest Du Dich von niemand zurück halten lassen aber ich sehe mit jedem Tag Deine Vorliebe welche Du immer für mich hattest mehr erkalten biß sie am Ende ganz zu Eis wird. Mit was ich dieses von Dir verdient habe kann ich mir nicht begreiflich machen. Ich bin gesonnen noch einige Wochen nach Bites (Lites) hier zu bleiben. Sollte das bewußte Übel sich gemildert Haben so wirst Du uns benachrichtigen davon. So werden die l. Mutter und ich bei Euch eintreffen. So herzlich gerne möchte ich die l. Tante einmal wieder sehen. Ich wüßte nichts auf der Erdenwelt was ich mir sehnlicher wünsche als dieses. Wir haben Besuch hier die l. Babchen aus Bernkastel Cousine Jettchen u. Isidor aus Schweich Br Leopold nebst seiner Frau u. l. Kinder werden morgen sicher auch hier eintreffen erstere wollen noch an Dich Schr. Daher ich mich dem Schluße nähern will u. Dir für heute nur noch meine besten Grüße u. Küsse an Dich. Dir liebe Tante u. Onkel Cousinen Küsschen von Deiner treuen Schwester Babeta. Die l. Eltern u. Großmutter grüßen Dich nebst werthen Angehörigen. Bitte um recht baldige Antwort.
Liebe Sarachen!
Auch ich füge meine herzlichen Grüße an Dich bei, und es macht mir wirklich Vergnügen mich einmal ein bischen mit Dir unterhalten zu können. Es wird Dir gewiß bekannt sein daß wir in einigen Wochen nach Trier ziehen und deßhalb wollte ich mich noch hier verabschieden und dazu fand ich keine passendere Zeit als die Feiertage. Wir bilden eine große Gesellschaft hier und amüsieren uns alle sehr gut, nur fehlst Du mir wenn es vollständig sein sollte. Euch Alle vergnügte Feiertage wünschend grüßet Dich sowie die liebe Tante, welche hoffentlich wohl sein wird, Röschen, Amram sowie an alle Angehörigen.
Jettchen Simon
Gretchen beauftragt mich Dich herzlich zu grüßen.
DTO
Bebchen wollte auch noch einige Zeilen an Dich richten wurde aber durch ihre Geschicklichkeit im Kochen und besonders im Frimsel machen der Art in Anspruch genommen, daß es ihr unmöglich wurde es zu thun, beauftragt mich daher Dich herzlich von ihr zu grüßen und Dir zu sagen daß sie wenn sie wieder zu Haus sei, Dich vollständig dafür entschädigen wollte. Sei nochmals gekrüßt von Deiner
Jettchen