Im Jahr 2024 wurde im VHS Kurs Dokumente aus dem Landeshauptarchiv Koblenz (Signatur: Bestand 700, Nr. 16) übersetzt. In diesen ging es um Franz Fischer aus Wittlich, der am Prümer Zeughaussturm teilgenommen hatte und daher verhaftet und ins Gefängnis gebracht wurde.
Hintergrund des Dokuments
Im ersten Viertel des 19.Jahrhunderts gab es allerorts im Deutschen Reich Rebellionen, die in den Barrikadenkämpfen vom 18. März 1848 in Berlin ihren Höhepunkt erreichten, denn das Resultat des Wiener Kongresses hatte die Bürger enttäuscht, da es hier nicht mehr um die erträumte Freiheit und nationale Einheit ging, sondern lediglich darum, die alten Autoritäten wieder herzustellen. Auch hier in Prüm kam es am 18. Mai 1849 zu einer Revolte. „Prüm war damals Standort eines Landwehrbataillons, das [mit einer Abteilung von Soldaten und Landwehr] etwa 1200 Gewehre und andere Waffen zu bewachen hatte. Die Waffen [und alle anderen Bestände] wurden in dem ehemaligen kurfürstlichen Amtshaus auf dem Hahnplatz aufbewahrt, und dieses erhielt den Namen 'Zeughaus'“. „Es war der 13. Mai 1849 als auf der Marienburg an der Mosel das Komplott zur Erstürmung des Prümer Zeughauses geschmiedet wurde. Dort hatten die Demokraten [...] eine Versammlung gehalten […]. Am 18. Mai gegen 5 Uhr rückte, von Bitburg kommend ein Haufen revolutionärer Männer, etwa 100 Mann, meist schlechtes Gesindel aus Trier, Bitburg und Wittlich" unter Führung eines Prümer Advokaten „durch die Held gen Prüm vor". Sie stürmten zwar das Zeughaus, hatten aber letztendlich keinen Erfolg. (Quelle Stadtmuseum Prüm).
Übersetzung der Dokumente
Franz Fischer, Gerber in Ehrang, Sohn des Gerbers Erasmus Fischer aus Wittlich, hatte sich am Zeughaussturm 1849 in Prüm beteiligt, war landesflüchtig geworden, sodann inhaftiert. Vater Fischer war um Begnadigung eingekommen. Hier der ablehnende Bescheid. – Auch ein Kniefall des alten Vaters vor dem Könige auf dem Marktplatz in Wittlich war fruchtlos. Des Inhaftierten Frau starb, sein Geschäft war ruiniert. Er starb bald nach seiner Freilassung.
General-Kommando Coblenz den 14ten Dezember 1851
des 8ten Armee-Corps.
Section III No. 10078
Ad No.
Seine Majestät der König haben das General-Kommando mittelst allerhöchster Cabinets-Ordre vom 9ten dmts. beauftragt, das von ihnen unterm 23ten v. Mts. angebrachte Gesuch um Begnadigung Ihres Sohnes des Straf-Gefangenen Franz Fischer als unstatthaft abzulehnen.
Das beigefügte ärztliche Zeugniß erhalten
Sie anbei zurück.
(Unterschrift)
Werden den 28/6. 52
Theure Eltern
Den werthen Brief meiner so lieben Schwester vom 19/dM mit darin befindlichem Gelde habe ich richtig erhalten. Doch Ihren innigsten Wünschen Ihnen gleich antwort zu schreiben, von meiner so nahe bevorstehenden Begnadigung war mir unmöglich, nicht aus Trägheit, nicht Krankheit, auch nicht daß ich nicht so viel Zeit gehabt hätte, nein: die besondere Erlaubniß ist mir verweigert worden. Wie mich dieses schmerzte Eltern! Sie wissen es besser wie ich es schreiben kann. Was die oben benannte Begnadigung anbetrifft, so thut es mir wehe Sie benachrichtigen zu müssen, daß Sie leider getäuscht worden sind, jedoch trösten Sie sich mit dem Gedanken, daß diese Tage der Trübsal bald vorüber sind. Es freute mich sehr zu erfahren, daß noch alle Gottlob recht gesund sind und besonders Sie liebe Eltern, nur schmerzt es mich, daß Sie so viele unannehmlichkeiten wegen meiner Vermilienverhältnissen von Erang durch mich haben, was die Schließung der Rechnung von dort angetrifft, so würde es mir sehr lieb sein wenn der Vater sie bis zu meiner nach Hause Ankunft aufschieben könnte. Was den Bruder anbetrift so kann ich ihm nicht mehr schreiben, jedoch entschuldigt Ihn daß nicht, das Er mir nicht schreiben kann. So wie ich ihn auch nicht entschuldigen werde daß er keine Zeit haben soll. Was mich anbetrift so bin ich Gott sei Dank recht wohl obschon mein Schiksaal sehr schwer ist und dieses können Sie mir nur darin erleichtern, daß Sie mir oft und viel schreiben. Koblenz ist sehr krank. Ihn der Hoffnung das meine wenigen Zeilen Sie bei guter Gesundheit, wie in Glüklichen Ver-hältnissen antreffe.
Mein Gruß Verbleibe ich
für alle Ihr liebender Sohn
FFischer