Gerda Dreiser

Rotkreuzschwester und Heimatdichterin

Gerda Dreiser (CDU)

Es gibt Persönlichkeiten, deren Taten in vollem Umfang erst nach ihrem Tod der Nachwelt bewusst werden. Zu diesen Persönlichkeiten zählte Gerda Dreiser (1906-1991). Obwohl in Malberg geboren, fühlte sich Gerda Dreiser zeitlebens als Bitburgerin und ließ sich von den Bitburger Bürgern nur mit Fräulein Dreiser anreden. Gerda Dreiser fand in ihrer Tätigkeit als Rotkreuzschwester ihre Berufung . Nicht nur hat sie sich während des Krieges unermüdlich auf verschiedenen Verbandsplätzen im Winter 1944/45 im Kreisgebiet um verwundete und sterbende Soldaten gekümmert. Nach dem Krieg half sie persönlich beim Identifizieren von allen noch im Kreisgebiet begrabenen unbekannten Soldaten und sorgte dafür, dass diese ihre richtige letzte Ruhestätte finden konnten. Die schrecklichen Erfahrungen und Erlebnisse, die sie durch den Krieg und die Identifizierung gefallener Soldaten gemacht hatte, konnte sie nur durch ihre Tätigkeit als Schriftstellerin verarbeiten. 1991 ist sie mit 85 Jahren in Bitburg verstorben. Ihre enormen Verdienste sind für die Nachwelt nicht nur im Werk „Bitburger Persönlichkeiten“ nachzulesen. Im Stadtarchiv findet sich in unveröffentlichten Manuskripten eine Episode, die ihre, für manche auch eigene Art, sicherlich am besten widerspiegeln kann. So schreibt sie in ihrem Manuskript „Eine Nacht auf dem Hauptverbandsplatz Bitburg“ folgendes: „An einem Sonntagmorgen im Dezember 1944 kam ich um 8 Uhr morgens vom Nachtdienst nach Hause und hatte von der gleichen Stunde an Bereitschaftsdienst bei der Kreisbauernschaft. Übermüdet wie ich war, ruhte ich zuhause 1 Stunde in den Kleidern und erschien um 9:30 in der Dienststelle. Da brach ein Donnerwetter durch den Stabsleiter N. über mich herein, welches die übrigen anwesenden Angestellten mehr einschüchterte als mich. N. ließ meine Einwände, dass ich von der Nachtwache käme, nicht gelten. „Gut Herr N.,“ sagte ich ruhig, „dann gibt es für mich nur das Eine: Ich stehe nunmehr ganz dem Roten Kreuz zur Verfügung.“ N. sagte daraufhin: „Sie dumme Person, was bilden sie sich ein. Ich gebe sie nicht frei. Sie haben ihrer Behörde zu gehorchen. Was sind sie denn eigentlich beim Roten Kreuz?“ „Gut, auch das will ich ihnen sagen, ehe ich gehe: Ich bin die Leiterin des Katastropheneinsatzes und vertrete die Chefin des Roten Kreuzes im Kreise Bitburg. Obwohl ich Offiziersrang besitze, bin ich in meinem Dienst nur eine einfache Schwester.“ „So“ lautete die höhnische Entgegnung, „also Offiziersrang besitzen sie, da werden sie oft genug gerannt sein und allerhand angestellt haben, bis sie das fertig gebracht haben, hahaha.“ „Herr N.“ parierte ich, „auch sie sind angeblich Offizier im Krieg gewesen. Dann müssen sie ja wissen, wie das gemacht wird. Aber das glauben sie mir: nach ihrem Rezept hat sich diese Person hier nicht gerichtet! Hier hört meine Arbeit ab sofort auf. Guten Morgen“ und flugs war ich draußen und einige Minuten später wieder auf dem Arbeitsplatz, wohin mich meine einfache Menschenpflicht rief: Bei den verwundeten Soldaten.“

Aufgrund ihres hohen sozialem Engagements im Bereich des Roten Kreuzes blieb Gerda Dreiser, von Beruf Verwaltungsangestellte bei der Kreisverwaltung, in der Kommunalpolitik weitaus weniger engagiert. Von 1948 bis 1952 war sie in der Friedhofskommission vertreten und vom 09.01.1964 bis 12.10.1964 als Ersatz für Eugen König Mitglied des Stadtrates.

(Quelle: Rathausnachrichten Stadt Bitburg Ausgabe 50/2021)