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Aus dem Stadtarchiv: Wurden Juden vor 1943 gesellschaftlich geschmäht?

3.12.2021

Das Schiedsmannsbuch der Stadt Bitburg aus dem Zeitraum 1880 – 1943 bietet nicht nur Einblicke in die speziellen Verhaltensweisen und Ausdrucksweisen der Menschen früherer Tage. Es kann auch dazu dienen, einen Einblick in den Umgang mit bestimmten Personengruppen zu gewinnen.

Neben dem Umgang mit Frauen kann hier der Umgang mit jüdischen Mitbürgern ein weiteres Themenfeld sein, welches anhand der im Buch verhandelten Fälle untersucht werden könnte. Neben dem schon erwähnten Vorfall mit einem Levy in Kyllburg fand sich beim Durchsehen nur ein Fall in den Eintragungen bis 1945, welcher ebenfalls explizit die Beleidigung einer jüdischen Person enthält. Eine Tochter des Juden Herz Joseph wird 1914 von einer anderen Frau folgendermaßen angefeindet: „das Luder ist für weiter nichts auf der Welt als für die Leut zu ärgern und zu stehlen.“ Diese Fälle können als Einzelfälle gedeutet werden, da keine weiteren Fälle gefunden werden konnten.

Die jüdische Bevölkerung sah sich also, basierend auf den im Schiedsbuch verhandelten Fällen, keiner explizit schlechteren Behandlung ausgesetzt als die christlichen Mitmenschen, was auf einen „normalen“ Umgang mit den jüdischen Bewohnern Bitburgs vor 1933 schließen lässt.

Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass die genaue Zahl der Fälle mit negativem Verhalten gegenüber Juden nur ungenau bleiben kann, da mit Sicherheit nicht alle Fälle zur Anzeige gebracht worden sind. Zwischen 1933 und 1943 finden sich zum Beispiel überhaupt keine Fälle mit jüdischen Personen.

G. v. Schichau



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