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Aus dem Stadtarchiv: Welche Fälle Schiedsmänner im 19. Jahrhundert zu schlichten hatten

15.10.2021

Schiedsfrauen und Schiedsmänner nehmen in unserem Land seit langer Zeit Aufgaben der Streitschlichtung wahr und sind eine bewährte Institution. Die Aufgabe der Schiedsmänner hat sich dabei seit ihrer Einführung im 19. Jahrhundert wenig geändert: Sie sollen bei kleinen Privatrechtsstreitigkeiten und Ehrverletzungen vor einem Gang zu den ordentlichen Gerichten einen Sühneversuch zwischen den streitenden Parteien unternehmen, um im Endeffekt die Gerichte zu entlasten. Bis heute gibt es die Möglichkeit, lange Gerichtsverfahren mithilfe eines Schiedsmannes zu verhindern. Das Verfahren regelt die Schiedsamtsordnung des Landes Rheinland-Pfalz.

Schaut man sich die vor dem Schiedsmann Christoph Gansen aus Bitburg verhandelten Fälle im 19. Jahrhundert genauer an, finden sich neben Beleidigungen auch Gewaltdelikte mit geringen körperlichen Verletzungen oder Gewaltandrohungen. In einem Fall kam es zum Verfahren, weil der Vermieter eines Hauses ohne ersichtlichen Grund eine Mieterin angriff und diese, nachdem er sich beruhigt hatte, mehrmals noch bedrohte (1880). 1893 kommt es zum Sühneversuch, nachdem eine Frau vor weiteren Personen über eine andere Frau gesagt haben soll, sie „wäre der schlechteste Mensch den es gibt“. In einem anderen Fall wurde der Handelsmann Louis Levy in Kyllburg mit den Worten Lump und Spitzbub beleidigt. Außerdem drohte man ihm Prügel an (1902). Bei allen genannten Fällen fällt auf, dass der Sühneversuch durch die Abwesenheit des Beschuldigten bei der Verhandlung leider fehlschlug. Schaut man sich die weiteren Fälle an, findet man nur sehr selten gelungene Schiedsversuche. Daher scheint die Aufgabe des Schiedsmannes im 19. Jahrhundert wenig erfolgversprechend gewesen zu sein. Aus heutiger Perspektive sind die vom Schiedsmann geführten Bücher jedoch insofern auch aus historischer Sicht interessant, weil sie ein Bild auf die Alltags- und Sozialgeschichte werfen, die sich von den heutigen Umgangsformen.

G.v.Schichau



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