Der Brief vom 11.6.1944 sticht aus den anderen Briefen vor allem durch die Vielzahl an unterschiedlichen Nachrichten heraus. Oberleutnant Czylwick schreibt seiner Frau gleich über mehrere Themen, die vermuten lassen, dass er mit dem Brief auch seinen von vieler Arbeit geprägten Alltag zu vergessen sucht. So lässt er seiner Frau folgende Zeilen zukommen: "Mein liebes Herzl! Es ist wieder mal ein Sonntag. Vor einer halben Stunde bin ich aufgestanden und jetzt ist es 6 Uhr. Ursprünglich wollte ich gestern schreiben, konnte jedoch nicht, weil ich viel Ärger durch entlaufene Kriegsgefangene hatte. Durch die Vernehmung wurde der gestrige Tag vollkommen versaut. Viel haben wir vom Leben sowieso nicht, denn die Arbeit ist so umfangreich, dass für Kino pp. (etc.) keine Lust vorhanden ist. Jeder von uns ist froh, wenn er Abends müde ins Bett sinken kann. Nun habe ich auch mal dir gegenüber meinem Herzen Luft verschafft, obwohl ich's nicht tun wollte. Vor mir steht auf dem Tisch ein Glas mit gelben Schwertlilien. Sie erinnern mich oft an dich. Ich tue ein Blütenblättlein in den Brief hinein, das dir Grüße auftragen soll. Gern würde ich dir einen ganzen Strauß senden. Einmal wird auch das wieder möglich sein. Die Invasion hat nun begonnen (gemeint ist die am 06.06.1944 stattgefundene amerikanische Invasion in der Normandie) und damit wird die Entscheidung fallen. Ich habe einen großen Glauben, dass sie misslungen wird. Unsere Soldaten haben lange genug zusehen müssen, wie ihre Heime zerschlagen wurden. Nun können sie wieder gut machen." Das im Brief sichtbar gewordene fehlende Mitleid für Kriegsgefangene erklärt sich wahrscheinlich aus der Abstumpfung und dem ständigen Arbeitsstress, den Oberleutnant Czylwick zum Zeitpunkt des Verfassens des Briefes mehrere Jahre lang ausgesetzt war. Auch seine Zuversicht bzgl. des Zurückschlagens der Amerikaner deutet darauf hin, dass Czylwick sich nicht mehr tiefergehend mit den aktuellen Ereignissen befassen konnte. Wie viele seiner Kameraden sah auch er zu spät, dass die am 06.06.1944 entstandene zweite Front in der Normandie die Niederlage der Deutschen stark beschleunigte.