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Aus dem Stadtarchiv

23.2.2018 | Viele Handwerker – wenig Lehrlinge


Landwirte, Handwerker, Händler, Tagelöhner prägten um 1770 das Wirtschaftsleben in Bitburg. Neben der großen Zahl von Landwirten, die zum Teil einen Nebenerwerb hatten, gab es Berufsgruppen, die für das Alltagleben unentbehrlich waren.
Wer heute ein Kleidungsstück benötigt, besucht meist ein Bekleidungsgeschäft, wo man unter einem großen Angebot seine Wahl treffen kann. Vor 250 Jahren fehlten solche Geschäfte, man musste zum Schneider gehen. In Bitburg lebten 7 Schneider, die offenbar alle ihr Auskommen hatten: Es waren: Karl Philipp François, Flügel, Heinrich Mayen, Johann Schmitz, Franz Post, Johann Schlexer, Nikolaus Daubach, Nikolaus Recht. Von Franz Post heißt es, dass er gleichzeitig als „Handelsmann“ tätig war.
Schließlich zählte man 10 Maurer und Steinhauer: Matthias Wilt, Friedrich und Martin Gierentz, Kaspar Wolf, Nikolaus Schlexer, Nikolaus Scherrer, Peter Krisemer, Franz Lehnen, Nikolaus und Johann Wagner. Keiner von ihnen wird als „Unternehmer“ bezeichnet. Von Amts wegen gab es zwar einen „Baumeister“, der sich als städtischer Beamter vor allem um den Erhalt der Ringmauern kümmern musste, dass er aber auch Einfluss auf den Bau der Privathäuser nahm, scheint unwahrscheinlich zu sein. Die Bürger bauten nach Gutdünken und mussten sich darauf verlassen, dass die Maurer und Zimmerleute fachgerecht und sichere Häuser herstellten.
Auffallend hoch ist die Zahl der 5 Schmiede in der Stadt. Die meisten von ihnen hatten als Hufschmiede ihr Auskommen, einige haben sicherlich auch landwirtschaftliche Geräte oder Wagen und Karren repariert oder gebaut. Genannt werden: Johann und Franz Garni, Christoph Bedesheim, Peter Schmid und Matthias Schmid.
Es fällt auf, dass einige wichtige Berufe nur sehr spärlich vertreten sind: Bäcker und Metzger. Das hängt zweifellos damit zusammen, dass die Leute noch selbst ihr Brot buken und dass vor allem auch die eigene Tierhaltung das nötige Fleisch lieferte. So gab es in Bitburg 1767 nur drei Bäcker: Peter Gerson, Johann Gersdorf und Johann Georg Zander. Gersdorf unterhielt gleichzeitig eine Gastwirtschaft, vielleicht also die Vorstufe eines heutigen Cafés. - Das Verzeichnis nennt nur zwei Metzger: Johann Linden, der gleichzeitig ein Gasthaus führte, und Franz Joseph Müller.
Eine Sonderstellung hatte zweifellos der „Horlogier“, der Uhrmacher. Durch Generation vererbte sich dieses Amt in der angesehenen Familie Scholer. Aufgabe von Wolfgang Heinrich Scholer war es um 1765 vor allem, sich um die Kirchturmuhren zu kümmern und darauf zu achten, dass sie die rechte Zeit anzeigten.
Bei den zahlreichen Berufsgruppen, die hier nicht alle genannt werden können, sollte man meinen, dass es eine Vielzahl von jungen Menschen gab, die als Lehrlinge in der Stadt eine Ausbildung suchten. Aber mit Erstaunen stellt man fest: Lehrlinge“ waren selten. Das Berufsverzeichnis 1767 nennt nur sieben Lehrlinge: Peter Schmid beim Schlosser und Büchsenmacher Wagener, Nikolaus Bedesheim beim Schmied Christoph Bedesheim, Peter Wallerang beim Bäcker Heinrich Gerson, Bernhard Waxweiler beim Nagelschmied Ober, Michel Gentz beim Weber Feltes, Friedrich Schmid beim Schmied Peter Schmid und Albert Aldringer beim Schreiner Kaspar Aldringer. Es ist kein einziger Maurer, Metzger oder Schneider darunter. Daraus kann man schließen, dass sich das Gewerbe oft vom Vater auf den Sohn „vererbte“. Eine „Lehrzeit“ war nicht unbedingt erforderlich.

P. N.



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